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Villa Starke, Babelsberg

Im Jahre 1880 errichteten die Architekten und Gründer der Villenkolonie Neubabelsberg für Prof. Dr. Hartmann als eines der ersten Gebäude der Kolonie ein kleines So mm erhaus in der damaligen Ringstraße 10. Das auf schmalrechteckigem Grundriss errichtete Gebäude beherbergte im Erdgeschoss ein über die ganze Breite des Hauses führendes Zi mm er zur Seeseite, eine Küche und eine Ka mm er sowie eine kleine Diele mit der Treppe ins Obergeschoss. Der Eingang lag seitlich an der Südostfront des Hauses. Das Obergeschoß wurde ebenfalls von einem die ganze Breite des Hauses einnehmenden Zi mm er zum See hin, einem Schlaf- und einem Mädchenzi mm er gebildet. Der Hauptraum ist durch einen eingezogenen Balkon und seitlich angeordnete Wandschränke im Vergleich zu dem Erdgeschossraum verkleinert. Dem Haus war an der Südseite eine überdeckte Veranda mit hölzerner Brüstung vorgelagert. Typisch für die frühen Bauten der Villenkolonie waren die flachgeneigten Dächer mit von Akroterien bekrönten Giebeln bzw. Traufen. 1885 fügte der Potsdamer Maurermeister Ludwig Heck dem Haus an der Seeseite im Nordosten ebenfalls eine hölzerne Veranda an.

Vermutlich seit 1894 ist das Haus im Besitz des Rechtsanwaltes uns späteren Justizrates Dr. Robert Isidor Danielewicz aus Berlin. Er lässt das Gebäude im selben Jahr an der Nordwestseite durch einen versetzt angeordneten Anbau erweitern. Die Treppe und der damit verbundene Eingang werden unter Abriss der alten Veranda und Veränderung des Grundrisses an die Straßenfront verlegt. Der Eingang tritt gegenüber der alten Front leicht hervor, gleichzeitig erhält er wieder eine überdeckte Veranda und vorgelagerte Treppe als Eingang.

Der Anbau steht gegenüber dem Eingangsaltan nochmals etwas vor, seitlich knickt das Gebäude in der Mitte des alten Baukörpers ab und reagiert damit auf den notwendigen Abstand zur benachbarten Grundstücksgrenze. Diese besondere Grundrisskonstellation bleibt in allen weiteren Veränderungen des Gebäudes erhalten. Der Anbau enthält nun das Wohnzi mm er, die Küche sowie Speiseka mm er und Mädchenzi mm er. Im Obergeschoss sind Schlaf- und Kinderzi mm er sowie ein Verbindungsgang mit Bad und separatem WC untergebracht, im alten Teil des Hauses befinden sich zwei Fremdenzi mm er.

In der äußeren Gestalt dominiert nun der Anbau durch eine größere Geschosshöhe im Obergeschoss und einen Giebel zur Straßenseite. Dieser ist wieder durch Akroterien im First und an der Ortgangenden betont. Die Dominanz wird weiterhin durch ein auffällig großes, dreigeteiltes und durch Rundbögen abschließendes Fenster, das durch eine Ädikula gerahmt wird, unterstrichen. Die äußere Gestalt entspricht eher der zu dieser Zeit noch üblichen Form italienisierender Villen. 1921 wird das Grundstück zugunsten des Kaufmanns Franz Droege aus dem benachbarten Kohlhasenbrück aufgelassen. Er beauftragt im folgenden Jahr 1922 den Architekten Albert Wassermann aus Schöneberg mit der Erweiterung und Umgestaltung des Hauses. Durch diesen Umbau erhält es die noch heute fast unveränderte erhaltene Gestalt.

Der versetzte Baukörper wird zur Straße durch einen südöstlichen Anbau erweitert und erhält dadurch eine streng sy mm etrisch gegliederte Fassade. Dem Eingang vorgelagert ist ein halbrunder Altan mit ionischen Säulen, im Obergeschoss durch ein metallenes Gitter abgeschlossen. Die Mittelachse wird durch flache Lisenen gerahmt. Den oberen Abschluss im Dach bildet ein Dreieckgiebel mit mittig angeordnetem Lünettenfenster. Die Fassade erhält ihre sonstige Gliederung durch Fensterläden im Erdgeschoss, ein Sohlbankgesims im Obergeschoss und unterhalb davon angeordnete erhabene Brüstungsspiegel mit kleinem ornamentalem Dekor. Der Baukörper wird durch ein kräftiges und deutlich überkragendes Konsolgesims abgeschlossen. Das Dach ist ein versetzt angeordnetes Walmdach mit Schieferdeckung in altdeutscher Art. Durch den Anbau wird die Verlagerung der Treppe in eine Seitenlage möglich und es entsteht in der Mittelachse eine große Diele mit vorgelagertem Windfang. Neben der Treppe entsteht zusätzlich Raum für ein Musikzi mm er. Die Raumdisposition im Obergeschoss wird nicht verändert, sie wird nur durch den Anbau um ein Zi mm er erweitert.

An der Seeseite wird ein gemauerter Altan mit Verglasung im Erdgeschoss und einer Brüstung mit Balustern im Obergeschoss ergänzt.

Im gleichen Jahr wird das Gebäude an der Nordwestecke durch einen eingeschossigen Nebeneingang erweitert und das Dachgeschoss für eine Stube, Ka mm er und ein Bad mit WC ausgebaut. Die Räume werden durch kleine Gauben belichtet.

Aus dem Jahr des Umbaus sta mm t auch die Einfriedung, bestehend aus einem Kunststeinsockel mit schmiedeisernem Zaun. Der Eingang ist besonders aufwendig gearbeitet. Zwei Pfeiler mit aufgesetzten Laternen markieren die zurückgezogene Eingangstür, die mit floralen Ornamenten gerahmt ist und in der Bekrönung nochmals das Motiv des Lünettenfensters aufni mm t und somit einen engen Bezug zum dahinter liegenden Haus herstellt.

Franz Theoder Droege verkauft 1926 das Haus an den Leipziger Kaufmann Friedrich Siebert, der später auch das benachbarte nordwestlich gelegene Grundstück zur Kaiserstraße (heute Karl – Marx – Straße) erwirbt. Durch Siebert erfolgen nur noch geringe bauliche Veränderungen, so die Öffnung eines Zi mm ers nach Südosten durch ein großes Fenster.

Im Garten der nun zusa mm engefassten Grundstücke lässt er nach Abriss der benachbarten Villa 1936 einen Gartenpavillon errichten. Der Architekt Otto Streu aus Nowawes entwarf einen kreisrunden Bau mit 4,1 m Durchmesser, bestehend aus einem dreistufigen Sockel und 8 ionischen Säulen aus Kunststein, die ein Gebälk und eine halbkreisförmige, 6 cm starke, Betonkuppel tragen. Die Kuppel war mit verkupfertem Zink gedeckt. Ergänzend dazu findet sich im Garten auch ein organisch geformtes Wasserbecken.

Die Villa Virchowstr. 51 einschließlich der straßenseitigen Einfriedung, dem Gartenpavillon und dem Wasserbecken ko mm t geschichtliche Bedeutung zu, weil sie zu den ersten in der Villenkolonie errichteten und später überformten Gebäuden gehört und in der Baukörperform noch die Entwicklung des ursprünglichen Baukörpers, auch die Berücksichtigung der Grundstückssituation verdeutlicht. Darüber hinaus stellen der Gartenpavillon und das Wasserbecken einige der letzten Zeugnisse einer einst blühenden Gartenkultur und Gartenkunst dar, die den besonderen Anspruch der Bauherren und Bewohner an ihre Wohnungsumgebung in der Zeit des auslaufenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts veranschaulicht. Zugleich repräsentiert die Villa in ihrer jetzigen überformten Gestalt eines der bedeutendsten Zeugnisse des „Bauens um 1800“, einer der wichtigsten Architekturströmungen des frühen 20. Jahrhunderts, in der Villenkolonie Neubabelsberg.

Der Wechsel der Eigentümer ist repräsentativ für die Veränderungen der Bewohnerstruktur von Adel, Beamten und Gelehrten zu Industriellen, Kaufleuten und Bankiers.

Künstlerische Bedeutung ko mm t der Villa zu, weil sie inspiriert durch die Architektur des auslaufenden 18. Jahrhunderts einen, trotz ihrer vergleichsweise bescheidenen Größe, repräsentativen und mit wenigen dekorativen und gliedernden Mitteln wohlproportionierten und gestalteten Baukörper von eigenständiger künstlerischer Qualität schafft.

Die Villa Virchowstraße 51 einschließlich der straßenseitigen Einfriedung, dem Gartenpavillon und dem Wasserbecken erfüllt die Voraussetzungen des § 2 des Brandenburgischen Denkmalschutzgesetzes. Es besteht aus geschichtlichen und künstlerischen ein öffentliches Interesse am Erhalt der Anlage.